Jodversorgung
Jod ist ein chemisches Element mit der Ordnungszahl 53, ein sogenanntes Halogen, und liegt bei Raumtemperatur in festem Aggregatzustand vor, in dem es nur schlecht wasserlöslich ist. Gut wasserlöslich ist es aber als Kaliumjodid.
Jod benötigt der Körper vor allem zur Bildung der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und Thyroxin. Als Bestandteil dieser Hormone ist es an vielen Stoffwechselfunktionen beteiligt. Jod ist ein essentielles Spurenelement. Das bedeutet, der Körper kann Jod nicht selbst synthetisieren, sondern muss es mit der Nahrung aufnehmen.
Wie in den meisten Teilen Europas enthalten die Böden und Gewässer in Deutschland nur sehr wenig Jod, sodass die einheimischen Nutzpflanzen kaum Jod anreichern und nur einen sehr geringen Teil der Jodversorgung abdecken. Außerdem variiert der Jodgehalt pflanzlicher und tierischer Nahrungsmittel in Abhängigkeit von der Jahreszeit beziehungsweise der Art der Tierfütterung. Aufgrund dieser Schwankungen erstellt man heutzutage keine Nähwerttabellen mehr bezüglich des Jodgehaltes verschiedener Nahrungsmittel. Zur Verbesserung der Jodversorgung empfiehlt die WHO die konsequente Verwendung von jodiertem Speisesalz sowohl in Privathaushalten als auch in der Lebensmittelindustrie. Während Jodsalz in Privathaushalten häufig verwendet wird, kommt es in der Lebensmittelindustrie aber nur bei etwa einem Drittel der Hersteller zum Einsatz. Die konsequente Jodsalzverwendung im eigenen Haushalt genügt allerdings nicht, um eine ausreichende Jodversorgung zu erzielen und stellt somit nur einen kleinen Baustein dar (ca. 5-10% des Tagesbedarfs).
Hauptjodquelle zur Deckung des Tagesbedarfs ist in Deutschland aktuell der Verzehr von Milch- und Milchprodukten (wegen Zusatz von Jod zum Tierfutter) sowie Backwaren gefolgt von Wurst- und Fleischwaren.
Eine eher untergeordnete Rolle spielen Salzwasserfische und Meeresfrüchte, die zwar einen natürlichen hohen Jodgehalt haben, aber nur selten auf dem Speiseplan stehen.
Jodgehalt wichtiger Lebensmittel
Lebensmittel | Jodgehalt in μg/100g |
---|---|
Schellfisch | 100-300 |
Hering, Thunfisch | 100-250 |
Kabeljau, Scholle | 50-200 |
Milch und Milchprodukte | 10 |
Hühnerei | 10 |
Souci, Fachmann, Kraut 2011
Obwohl Deutschland laut WHO nicht mehr zu den ausgewiesenen Jodmangelgebieten zählt, ist die Jodversorgung in Deutschland nicht optimal. Aktuelle Gesundheitssurveys der letzten Jahre zeigen, dass ein Drittel der Erwachsenen (DEGS - Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland) und der Kinder (KiGGS - Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) eine tägliche Jodaufnahme unterhalb des geschätzten mittleren Jodbedarfs aufweisen. Im Vergleich zu vor einigen Jahren ist die Jodversorgung aktuell wieder leicht rückläufig.
Der geschätzte mittlere Jodbedarf Erwachsener liegt bei 150-200 µg/d, während die Jodzufuhr im Mittel bei täglich100-150 µg lag, von denen etwa zwei Drittel von der Schilddrüse aufgenommen werden. Daraus ergibt sich ein Bedarf von lediglich 5 Gamm im ganzen Leben, von denen nur ca. 3 Gramm von der Schilddrüse tatsächlich aufgenommen und verarbeitet werden.
Von Jodmangel betroffen sind vor allem Risikogruppen mit einem erhöhten Jodbedarf. Dazu gehören Raucher, Frauen mit jahrelanger Kontrazeptiva-Einnahme, Säuglinge, Schwangere und Stillende. Der Jodbedarf schwangerer und stillender Frauen liegt bei täglich 230 - 260 µg. Eine ausreichende Jodversorgung ist für Schwangere besonders wichtig, weil die Schilddrüsenhormone nicht plazentagängig sind. Das bedeutet, die Schilddrüse des Embryos muss ab etwa der 12. Schwangerschaftswoche selbst Hormone produzieren und benötigt daher Jod als Baustein für die Hormonsynthese. Die Schilddrüsenhormone regulieren das Wachstum und die Gehirnentwicklung des Embryos. Stillende Mütter müssen als einzige Jodquelle ihrer Säuglinge gleich zwei Schilddrüsen mit Jod versorgen. Schwangeren und stillenden Frauen wird daher neben einer jodreichen Ernährung eine zusätzliche tägliche Jodsubstitution mit 100 - 200 µg Jodid in Tablettenform empfohlen.
Alter | Empfohlene Jodzufuhr (in μg/Tag) |
---|---|
<strong>Säuglinge</strong> | |
unter 4 Monate (Schätzwert) | 40 |
4 bis unter 12 Monate | 80 |
<strong>Kinder</strong> | |
1 bis unter 4 Jahre | 100 |
4 bis unter 7 Jahre | 120 |
7 bis unter 10 Jahre | 140 |
10 bis unter 13 Jahre | 180 |
<strong>Jugendliche und Erwachsene</strong> | |
13 bis 50 Jahre | 200 |
51 Jahre und älter | 180 |
<strong>Schwangere</strong> | 230 |
<strong>Stillende</strong> | 260 |
Deutsche Gesellschaft für Ernährung, 2013
Darüber hinaus sollten regelmäßig Milchprodukte, Meeresfrüchte und Seefisch verzehrt werden. Auf eine übermäßig jodreiche Ernährung sollten lediglich Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion sowie einer aktiven Schilddrüsenautoimmunerkrankung verzichten, da diese verstärkt oder ausgelöst werden kann.