Schmerztherapie mit Samarium
Bei der Ausbildung von Metastasen kann es zu ausgeprägten Beschwerden kommen. Dabei können insbesondere Knochenschmerzen die Lebensqualität vermindern und den gewohnten Tagesablauf einschränken. Bei der Ausbildung von Metastasen werden verschiedene Therapiemöglichkeiten, wie Operation, Bestrahlungen, Chemo- und Hormontherapien eingesetzt. Diese Verfahren können auch kombiniert werden. Die Therapie der durch den Tumor verursachten Schmerzen erfolgt oft mit starken Schmerzmedikamenten, den sogenannten Opiaten. Diese können als typische Nebenwirkungen Müdigkeit, Darmträgheit, Appetitverlust und Blasentleerungsstörungen verursachen oder das Atemzentrum beeinflussen.
In unserer Praxis wird zur Schmerzbehandlung bei Knochenmetastasen Samarium-153 (Quadramet®) eingesetzt. Samarium-153 ist ein Betastrahler, der von Knochenmetastasen mit überwiegend osteoblastischer Aktivität aufgenommen wird. Tumorerkrankungen, die Knochenmetastasen mit überwiegend osteoblastischer Aktivität bilden können, sind das Mammakarzinom (Brustkrebs) und das Prostatakarzinom.
Die abgegebene Betastrahlung besitzt eine Reichweite von nur wenigen Millimetern im Gewebe. Die Metastasen werden lokal bestrahlt. Die Schmerztherapie mit Samarium wirkt über eine Verkleinerung der Metastase und ist daher keine Schmerztherapie im herkömmlichen Sinne, da sie nicht betäubend wirkt.
Da das Samarium-153 von den Knochenmetastasen aufgenommen wird (sie quasi selber sucht), können auch fein verteilte kleine Knochenmetastasen im ganzen Skelettsystem behandelt werden.
Wirkungsweise von Samarium-153
Das Präparat führt zu einer wirksamen Linderung der durch Knochenmetastasen hervorgerufenen Schmerzen und zeichnet sich durch eine gute Verträglichkeit aus. Samarium-153 bewirkt eine intensive Bestrahlung der Metastasen in den Knochen; das blutbildende Knochenmark bleibt weitgehend von der Bestrahlung verschont. Die Bestrahlung bewirkt schon nach wenigen Tagen eine viele Wochen anhaltende völlige Unterdrückung bzw. deutliche Besserung von Knochenschmerzen und manchmal auch eine Hemmung des Wachstums der Metastasen und damit eine Verzögerung des Entstehens neuer Knochenschmerzen. Die schmerzlindernde Wirkung der Bestrahlung auf die Metastasen hält in der Regel mindestens zwei Monate an. Dadurch kann bei vielen Patienten in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt die Anzahl und Menge der normalen Schmerzmedikamente verringert werden. Bei nachlassender Wirksamkeit der Samarium-Therapie ist eine Wiederholung der Injektion – auch mehrfach – möglich. Dabei sollte zwischen den Injektionen, in Abhängigkeit von den Blutbildkontrollen, ein Abstand von etwa acht Wochen eingehalten werden. Dieser Abstand ist auch für eine vorausgehende oder auf die Samarium-Therapie folgende Strahlentherapie oder Chemotherapie zu berücksichtigen.
Hat die Therapie mit Samarium-153 Nebenwirkungen?
Da das Medikament über die von ihm abgegebene Strahlung wirkt, sind nur sehr geringe Mengen dieser Substanz erforderlich. Deshalb treten Unverträglichkeitsreaktionen nur sehr selten auf, und die Wirkung anderer Medikamente wird kaum beeinflusst. Da eine Bestrahlung des blutbildenden Knochenmarks nicht ganz sicher ausgeschlossen werden kann, kann es zu einer Knochenmarksdepression (Abnahme der weißen Blutkörperchen und Blutplättchen) kommen. Daher ist es erforderlich, das Blutbild vor, aber auch nach der Therapie in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren. Nach der Injektion von Samarium-153 kann es im Rahmen eines sogenannten Flare-Phänomens zu einer kurzzeitigen Verschlimmerung der Knochenschmerzen innerhalb von 72 Stunden kommen. Dies hängt damit zusammen, dass die Metastasen aufgrund der Therapie vorübergehend leicht anschwellen können, bevor sie dann schrumpfen. Dies ist insbesondere auch zu beachten, wenn große, ausgedehnte Metastasen im Rückenmarksbereich bekannt sind.
Was muss nach der Injektion von Samarium-153 beachtet werden?
Die Behandlung mit Samarium-153 wird die Alltagsaktivität nicht beeinträchtigen. Vielmehr wird durch die lang anhaltende, ausgeprägte Schmerzreduktion und die damit verminderte Notwendigkeit zur Einnahme betäubend wirkender Schmerzmedikamente eine Rückkehr in ein normales Alltagsleben ermöglicht. Um eine daraus resultierende anfängliche Überanstrengung zu vermeiden, wird Ihnen eine Beratung mit ihrem Arzt empfohlen. Auf die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr hat die Behandlung keinen Einfluss. E
in Teil der injizierten Radioaktivität wird über den Urin und den Stuhlgang ausgeschieden. Daher sollte an den ersten zwei Tagen nach der Therapie nach der Benutzung der Toilette diese zweimal gespült werden. Die Benutzung der Toilette sollte im Sitzen erfolgen. Durch ein gründliches Waschen der Hände nach der Toilettenbenutzung werden eventuell anhaftende Radioaktivitätsreste entfernt. Zur Verminderung der allgemeinen Strahlenbelastung wird empfohlen, in den ersten 6-8 Stunden nach der Injektion mindestens 2 l Flüssigkeit zu trinken (Tee, Kaffee, Fruchtsäfte oder Ähnliches). Die Blase sollte in dieser Zeit häufig entleert werden. Beim Umgang mit anderen Menschen, einschließlich des Ehepartners, sind aufgrund des nur minimalen Austritts von Strahlung aus dem Körper keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen erforderlich. In der ersten Woche nach der Injektion sollte allerdings ein enger oder zeitlich längerer Kontakt zu schwangeren Frauen oder Kleinkindern vermieden werden, um bei diesen eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden.
Die behandelnden Ärzte sollten über die Therapie mit Samarium-153 informiert werden. Dies hilft den behandelnden Ärzten, die optimale Therapie festzulegen.
Durchführung der Therapie mit Samarium-153
Nachdem die Indikation zu einer Samarium-Therapie mit einer aktuellen Knochenszintigraphie gestellt wurde und eine ebenfalls aktuelle Blutbildkontrolle vorliegt, kann die Therapie geplant werden. Das Präparat muss bestellt werden und kommt aus dem Ausland. Die Lieferzeit beträgt etwa eine Woche. In unserer Praxis hat es sich als günstig erwiesen, die Therapie mittwochs durchzuführen. Dadurch kann am darauffolgenden Freitag eine Verteilungsszintigraphie erfolgen und vor dem Wochenende ausgeschlossen werden, dass es zu akuten Nebenwirkungen gekommen ist. Für die Injektion wird ein vorübergehender Zugang (Flexüle) gelegt. Nachdem der Arzt sich von der korrekten Lage des Zugangs überzeugt hat, erfolgt die langsame intravenöse Injektion. Anschließend wird eine Kochsalzlösung infundiert. Dann kann der Patient die Praxis verlassen.