Schilddrüsenuntersuchung

Eine übliche Schilddrüsenuntersuchung umfasst mehrere Teiluntersuchungen, die je nach Fragestellung kombiniert werden.

Eine vollständige Diagnose muss immer Aussagen zur Morphologie (Größe, Knoten, Struktur usw.) sowie zur Funktion (Unter-, Normal- oder Überfunktion) enthalten. Entsprechend werden Untersuchungen benötigt, die einerseits die Beurteilung der Funktion (zum Beispiel Laborwerte und Szintigraphie), aber auch der Morphologie (zum Beispiel Sonographie) zulassen.

Schilddrüsensonographie (Ultraschall)

Die Sonographie der Schilddrüse sollte heutzutage Bestandteil jeder Schilddrüsenuntersuchung sein. Die Sonographie ist eine Untersuchungsmethode, die ohne schädliche Strahlung auskommt und in der Hand eines erfahrenen Untersuchers vielfältige Aussagen zur Schilddrüse zulässt. Im Ergebnis einer Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse sollte das Schilddrüsenvolumen beider Schilddrüsenlappen bestimmt werden. Als normales Schilddrüsenvolumen wird bei Frauen ein Volumen bis 18 ml und bei Männern ein Volumen bis 25 ml angesehen. Die Methode lässt außerdem Aussagen zur Struktur des Organs sowie über das Vorhandensein von Knoten zu. Knoten können in ihrer Größe bestimmt werden. Es gibt typische Veränderungen, die einen Knoten maligomsuspekt (krebsverdächtig) erscheinen lassen können. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass maligomsuspekte Knoten sich als gutartig herausstellen – andererseits finden sich immer wieder in der Sonographie unauffällig erscheinende Knoten, in denen Krebszellen vorliegen. Daher ist die Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse geeignet, Knoten grundsätzlich zu detektieren und im Verlauf bezüglich der Größe und Entwicklung zu beobachten. Allerdings ist eine sichere Aussage zur Dignität (Gut-oder Bösartigkeit) nicht möglich. Auch neuere Ergänzungsmethoden zur Ultraschalluntersuchung wie Dopplersonographie oder Elastographie (dabei wird die Elastizität von Gewebe bzw. Knoten gemessen) sind nicht ausreichend zur Beurteilung der Dignität.

Schilddrüsenszintigraphie

Bei der Schilddrüsenszintigraphie handelt es sich um eine nuklearmedizinische Funktionsuntersuchung, d.h. im Fokus dieser Untersuchung steht weniger die Morphologie (die Strukturen bzw. das Aussehen) des Organs sondern die Funktion. Dazu wird in die Armvene üblicherweise zwischen 37 und 75 MBq Technetium-99m-Pertechnetat injiziert. Diese Substanz wird analog zu Jod in die Schilddrüsenzellen aufgenommen, später dann jedoch im Unterschied zu Jod wieder vollständig ausgeschieden. Da die Aufnahme von Technetium-99m-Pertechnetat proportional zur Jodaufnahme erfolgt, kann diese Substanz stellvertretend für Jod zur Untersuchung verwendet werden. Von Vorteil ist dabei, dass diese Substanz Gammastrahlung aussendet, die ähnlich wie Röntgenstrahlung von Geräten aufgezeichnet werden kann. Die benötigte Dosis ist dabei sehr niedrig und daher die Untersuchung mit Technetium-99m-Pertechnetat deutlich weniger strahlenbelastend als frühere Untersuchungen mit radioaktivem Jod. Moderne Geräte lassen dabei so geringe Dosierungen zu, dass die Strahlenbelastung vergleichbar mit der natürlichen Umgebungsstrahlung ist, die wir in unseren Breiten normalerweise in einem halben Jahr konsumieren. Im Ergebnis der Schilddrüsenszintigraphie sind Aussagen zum gesamten Stoffwechsel der Schilddrüse (Gesamtuptake) sowie zum Verhalten von Knoten (warm oder kalt; entspricht einer vermehrten oder geringeren Nuklidaufnahme) möglich. Warme Knoten entsprechen autonomen Adenomen und sind gutartig. Kalte Knoten sind nicht zwangsläufig bösartig – aber bösartige Knoten sind kalt! Allerdings kommen auch in nicht unerheblichem Umfang euthyreote Knoten, d.h. Knoten mit einem der übrigen Schilddrüse entsprechenden Stoffwechsel, vor.

Suppressionsszintigraphie

Bei der Suppressionsszintigraphie handelt es sich um eine Spezialform der Schilddrüsenszintigraphie, bei der der Patient/die Patientin durch vorherige Schilddrüsenhormoneinnahme für die Untersuchung vorbereitet wird. Ziel ist es dabei, normal funktionierendes Schilddrüsengewebe durch externe Schilddrüsenhormongabe zu unterdrücken (supprimieren). Autonome Adenome (warme Knoten) lassen sich nicht steuern und unterdrücken bzw. supprimieren und können so detektiert werden. Die Untersuchung wird angewendet, wenn Knoten – insbesondere kleinere – in der Schilddrüsenszintigraphie nicht sicher zugeordnet werden können. Der Nachweis von warmen Knoten gilt dabei weitgehend als Ausschluss eines bösartigen Geschehens in diesem Knoten.

Feinnadelpunktion

Sollte sich bei einem sonographisch kontrollbedürftigen Knoten herausstellen, dass er szintigraphisch kalt ist, kann eine weitere Maßnahme darin bestehen, eine Zellprobe zu entnehmen. Unter Ultraschallkontrolle wird dabei eine Punktion der Schilddrüse durchgeführt. Dies ist nicht sehr schmerzhaft und bedarf keiner Betäubung. Das Schmerzempfinden ist in etwa vergleichbar mit einer Venenpunktion am Arm. Nach erfolgtem Einstich wird unter Ultraschallsicht im zu untersuchenden Bereich durch die Nadel Gewebe bzw. einzelne Zellen oder Flüssigkeit aspiriert. Das so gewonnene Material wird auf Objektträgern ausgestrichen und unter dem Mikroskop nach Spezialfärbung vom Pathologen untersucht. Der Nutzen dieser Untersuchung ist aber selbstverständlich abhängig vom Geschick des Arztes, der die Feinnadelpunktion durchführt, von der Erfahrung des Pathologen, der die Präparate unter dem Mikroskop beurteilt, aber auch ein wenig vom Zufall, da auch in einem bösartigen Knoten nicht an jeder Stelle die typischen Merkmale von Schilddrüsenkrebs nachzuweisen sind. Einen Spezialfall stellen follikuläre Neoplasien (Neubildung) dar. Hier ist der Ausschluss eines Karzinoms durch eine Feinnadelpunktion praktisch nicht möglich.

Histologische Abklärung

Da verdächtige Befunde durch eine Feinnadelpunktion nicht immer hinreichend abgeklärt werden können, ist es unter Umständen erforderlich, eine histologische Abklärung zu empfehlen. Dies bedeutet, dass ein größerer zusammenhängender Gewebsanteil in dünne Schichten geschnitten werden muss und nach entsprechender Färbung unter dem Mikroskop beurteilt werden kann. Im Falle der Schilddrüse bedeutet dies praktisch eine Schilddrüsenoperation mit Entnahme des ganzen Schilddrüsenlappens.

Laboruntersuchungen

Bei der Schilddrüsenuntersuchung kann grundsätzlich zwischen drei Gruppen von Schilddrüsenparametern unterschieden werden: Schilddrüsenfunktionswerte, Schilddrüsenautoantikörper sowie Schilddrüsentumormarker.

Schilddrüsenfunktionswerte

Schilddrüsenfunktionswerte sind Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) als Schilddrüsenhormonparameter sowie das Thyroidea stimulierende Hormon (TSH), welches als Hormon der Hirnanhangsdrüse die Schilddrüsenhormonproduktion steuert. Die Schilddrüsenhormone sind zum größten Teil an Eiweiß gebunden und nur der freie (nicht an Eiweiß gebundene) Teil ist biologisch aktiv. Daher hat sich die Bestimmung der freien Schilddrüsenhormone (fT3 und fT4) durchgesetzt.

Schilddrüsenautoantikörper

In den letzten Jahren ist eine signifikante Zunahme von Schilddrüsenautoimmunerkrankungen (Hashimoto-Thyreoiditis und Morbus Basedow) zu beobachten. Daher kommt heutzutage kaum eine fachärztliche Schilddrüsenuntersuchung ohne die Bestimmung von Schilddrüsenautoantikörpern aus. Die in der täglichen Praxis bestimmten Antikörper sind TPO-AK (Antikörper gegen thyreoidale Peroxidase), TG-AK (Antikörper gegen Thyreoglobulin) sowie TRAK (Antikörper gegen TSH-Rezeptoren).

Schilddrüsentumormarker

Schilddrüsentumormarker sind Thyreoglobulin und Calcitonin. Thyreoglobulin wird typischerweise zur Verlaufskontrolle bei nachgewiesenen papillären oder follikulären Schilddrüsenkarzinomen eingesetzt. Allerdings kann ein stark erhöhter Thyreoglobulinspiegel auf eine follikuläre Neoplasie hinweisen, die bei gleichzeitig vorliegenden kalten Knoten einer histologischen Abklärung bedarf. Der Calcitonin-Wert dient zum Screening (Herausfiltern) medullärer Schilddrüsenkarzinome und wird außerdem in der Nachsorge bei diesem Tumortyp nach einer Schilddrüsenoperation eingesetzt. Nach Schilddrüsenoperationen, in denen ein Schilddrüsenkarzinom histologisch gesichert wurde, kann ein erhöhter bzw. ansteigender Tumormarker auf ein Tumorrezidiv (Wiederauftreten des Tumors) oder Metastasen (Tochtergeschwülste) hinweisen.