Herzszintigraphie & Myokardszintigraphie

Was ist eine Herzszintigraphie? Prinzip der Herzszintigraphie

Die Herzszintigraphie (Myokardszintigraphie) ist eine nuklearmedizinische Funktionsdiagnostik des Herzmuskels. Durch die Herzszintigraphie wird die Durchblutung des Herzmuskels dargestellt. Dabei wird insbesondere der Muskel im Bereich der linken Herzkammer abgebildet. Dies hat zum einen den Hintergrund, dass der Muskel der linken Herzkammer die Hauptarbeit bei der Pumpfunktion des Herzens leistet, zum andern hier die Wandstärke des Herzens am größten ist. Alle wichtigen Herzkranzgefäße können anhand der Durchblutung in diesem Bereich funktionell beurteilt werden.

Die Herzszintigraphie wird mindestens unter Belastung, möglichst jedoch unter Belastung und unter Ruhebedingungen durchgeführt. Kommt der Herzmuskel dabei vollständig zur Darstellung, liegt keine nennenswerte Einschränkung der Durchblutung des Herzmuskels vor. Sollten Durchblutungeinschränkungen unter Belastung, jedoch nicht unter Ruhe nachweisbar sein, liegt eine funktionell relevante Durchblutungsstörung vor, die jederzeit unter Belastung zu einem Herzinfarktereignis führen kann. Bei Einschränkung der Durchblutung unter Ruhe und Belastung in ähnlichem Umfang im gleichen Abschnitt muss davon ausgegangen werden, dass der Herzmuskel an dieser Stelle bereits einen irreversiblen Schaden genommen hat, d.h. hier hat ein Herzinfarkt bereits stattgefunden.

Während die klassische Herzkatheteruntersuchung als eine invasive und damit potenziell nicht ungefährliche Untersuchung Stenosen (Einengungen) in den Herzkranzgefäßen abbildet, ist die Herzszintigraphie dazu in der Lage, bei geringerem Risiko Aussagen zur funktionellen Relevanz von Stenosen zu geben. Eine funktionell nicht relevante Stenose ist keine Indikation für eine Dilatation (Aufweitung) und Stent-Implantation. Eine unauffällige Herzszintigraphie reduziert laut einer Studie das Risiko, in den nächsten fünf Jahren einen Herzinfarkt zu erleiden, auf unter ein Prozent. Eine Myokardszintigraphie kann häufig eine Herzkatheteruntersuchung ersetzen. Oft wird die Herzszintigraphie auch zur ergänzenden Beurteilung einer in der Herzkatheteruntersuchung nachgewiesenen Stenose eingesetzt.

Indikationen und Fragestellungen

Wie wird die Untersuchung durchgeführt? 

Am Tag der Ruheuntersuchung erfolgt die Injektion des Radiopharmakons (Technetium-99m-2-Methoxyisobutyl-isonitril oder Technetium-99m-Tetrofosmin). Das Radiopharmakon reichert sich im Herzmuskel an, wird jedoch auch teilweise von der Leber aufgenommen und über die Gallenflüssigkeit in den Darm ausgeschieden. Daher ist es notwendig, nach der Injektion die Ausscheidung aus der Leber und den Weitertransport im Darm zu stimulieren und abzuwarten, da sonst die Darstellung des Herzens beeinträchtigt würde. Wir empfehlen unseren Patienten eine halbe Stunde nach der Injektion des Radiopharmakons ausnahmsweise eine fettreiche Mahlzeit zu sich zu nehmen, um die Gallen-Ausscheidung zu provozieren. Nach einer weiteren Stunde, die dem Weitertransport der Tracer-Aktivität im Darm dienen soll, werden die Aufnahmen unter einer Gammakamera durchgeführt. Der Patient liegt dabei auf einer Liege und die Kamera rotiert mit ihren Aufnahmeköpfen langsam um den Patienten. Dabei werden einzelne Bilder aufgenommen, die anschließend fusioniert werden. Der Herzmuskel der linken Kammer kann so dreidimensional dargestellt werden. Dieses spezielle Verfahren der Szintigraphie nennt sich SPECT (Single Photon Emission Computed Tomography). Während der Aufnahme erfolgt eine Co-Registrierung eines üblichen Ruhe-EKG. Durch die Verrechnung des EKG mit den Aufnahmen der Gammakamera kann im Anschluss daran sogar die Pumpfunktion des Herzens dargestellt und eine eventuelle regionale Einschränkung der Wandbeweglichkeit des Herzmuskels sichtbar gemacht werden.

Am Tag der Belastungsuntersuchung erfolgt eine körperliche Belastung auf einem Fahrradergometer oder eine medikamentöse Belastung (bei Ausschlusskriterien für eine körperliche Belastung). Dabei wird ein Belastungs-EKG aufgezeichnet. Unter reproduzierbarer Belastung erfolgt nun die Injektion des Radiopharmakons (siehe oben). Der übrige Ablauf der Untersuchung entspricht dem der Ruheuntersuchung.

Im Anschluss an die Aufnahmen erfolgt eine individuelle Auswertung beider Untersuchungen am Computer. Unter Berücksichtigung der speziellen Fragestellung bewertet nun der verantwortliche Nuklearmediziner die vorliegenden Ergebnisse und beurteilt, inwieweit hier eine Minderdurchblutung (Ischämie), eine Vernarbung, eine Dilatation (Erweiterung) der Herzkammer oder eine Einschränkung der Pumpfunktion vorliegt. Hierbei handelt es sich um ein aufwändiges Verfahren, so dass das Ergebnis der Untersuchung in der Regel dem Patienten am Tag der Untersuchung nicht mehr mitgeteilt werden kann, sondern dem überweisenden Arzt übermittelt wird. Dieser wertet dann mit dem Patienten das Ergebnis der Untersuchung aus.

Wie lange dauert die Untersuchung?

Bitte planen Sie jeweils für die Ruhe- und Belastungsuntersuchung mindestens 3 Stunden ein.

Was ist zu beachten? Was sollten Sie mitbringen?